Kernbotschaft 4
Nach dem hier vertretenen Verständnis ist Integration von Migration zu entkoppeln und umfassender zu verstehen als bisher. Sie ist ein Prozess, der die Gesellschaft als ganze betrifft, und braucht daher die Anstrengungen aller. Zugleich ist Integration eine Daueraufgabe. Sie kann nur gelingen, wenn Teilhabe auch verbunden ist mit der Pflicht, die Solidargemeinschaft aktiv mitzutragen. Dabei müssen alle darauf vertrauen können, dass der Staat durch eine entsprechende Politik die Chancen von Migration maximiert und die Risiken minimiert. Integration als Daueraufgabe bedeutet auch, kurzfristig notwendige Antworten zu finden, vor allem aber, längerfristige institutionelle Strukturen zu schaffen, die untereinander und mit Blick auf die anstehenden Aufgaben abgestimmt sind.
Gelingende Integration ist wiederum eine Voraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dieser beruht in einer modernen, pluralen Gesellschaft auf Gleichheit und Zugehörigkeit, Bindung an das Recht, zivilen Umgangsformen und einem sich stetig wandelnden Selbstbild. Es bedarf nicht nur der Teilhabe an Chancen, sondern auch der aktiven Teilnahme an den vielfältigen Möglichkeiten und Aufgaben. Zusammenhalt kann vom Staat nicht verordnet werden; er braucht mehr als die formale Beachtung der Gesetze. Dazu gehört auch ein konstruktiver Streit über Konflikte, die im Zusammenleben entstehen, ein Austausch der verschiedenen Positionen und die Suche nach Kompromissen.